Schon als Kind habe ich Elefanten geliebt. Sie sind friedliebend, ruhig, intelligent, aber bereit, anzugreifen, wenn es nötig ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich Babar geliebt habe! Ich habe sie natürlich in Zoos beobachtet, sie einige Male in Asien gesehen, ab und an ihre ledrige Haut getätschelt, aber eigentlich träumte ich davon, sie in freier Wildbahn in Afrika zu sehen. Es hat etwas Aufregendes, die Tierwelt Afrikas aus nächster Nähe und ganz authentisch zu entdecken, zu sehen, dass diese majestätischen Tiere tatsächlich existieren, außerhalb von Naturdokumentationen im Fernsehen.

Ein Elefant hieß uns gleich bei unserer Ankunft im Ol Pejeta-Reservat willkommen.

Zwei Giraffen posieren früh am morgen vor dem Mount Kenia für die Kamera.

Ich hatte keine Vorstellung davon, wie prächtig Kenia wirklich sein konnte. Wie alle anderen stellte ich mir vor, wie die Menschen in Autos zusammengepfercht im Gänsemarsch durch die ausgedörrte Savanne fahren würden. Aber so war es ganz und gar nicht. Es war eine Verjüngungskur und ich wurde wieder zu einem zehnjährigen Mädchen, das sich freute, im Morgengrauen aufzuwachen, um zu beobachten, wie die Sonne über den Zebras aufgeht, jedes Mal voller Freude, wenn ich eine neue Spezies in der Prärie sah. Aber ich war ein zehnjähriges Mädchen mit einer Canon 100-400, mit der ich die Reise verewigen konnte.
Und wie jeder Amateurfotograf in Kenia konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, mir ein breites Teleobjektiv zu leihen, um während der Reise Tierfotografin zu spielen. Natürlich ist diese Übung für einen Neuling schwierig, aber sie war amüsant. Sie müssen wachsam auf der Hut sein und Ihren Finger ständig auf dem Auslöser haben, aber das hindert Sie natürlich nicht daran, sich Patzer zu leisten. Ich habe also kein Foto von einer Hyäne. Oder zumindest kein deutliches Foto, denn diese Spezies flüchtet viel zu schnell für eine unerfahrene Wildtierfotografin. Aber das ist nur eine Frage der Zeit!

Tiere versammeln sich bei Tagesanbruch an der Wasserstelle

In Kenia finden Sie alles: große Nationalparks, kleinere Reservate, Savanne und üppige Berghänge, Orte, an denen man eine Safari-Autotour starten kann, aber auch Orte, an denen man Tiere im Boot, auf dem Fahrrad und zu Fuß entdecken kann. Und um so viele Tiere wie möglich zu sehen, brauchen Sie viele Erlebnisse: Gehen Sie zu verschiedenen Zeiten zurück, stehen Sie früh auf, bleiben Sie abends lange da… Und was Menschenmassen betrifft, denen Sie lieber nicht begegnen wollen: Die Besucher verteilen sich auf nahezu 600.000 km²; Sie können sich also vorstellen, dass Sie außerhalb des Hotels nur sehr wenigen Menschen über den Weg laufen!

Mein wunderbarstes Erlebnis hatte ich im Sweetwaters-Zeltcamp im Ol Pejeta-Reservat. Einige Meter von den Zelten entfernt, direkt im Hotel selbst, gibt es einen Graben und dort einen Teich. Dorthin kommen den ganzen Tag über Tiere zum Trinken. Keine Raubkatzen oder Nashörner, aber Dutzende Zebras, Warzenschweine, Störche und sogar Elefanten! Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass diese Elefanten mit der 55mm-Linse fotografiert wurden, als Vollbild, und dass ich die Aufnahme nicht zugeschnitten habe, haben Sie eine Vorstellung von der Entfernung zwischen mir und ihnen. Und es gab keinen Zaun, keinerlei Schutz. Vielleicht lieben Sie die Dickhäuter genauso wie ich, aber ich kann Ihnen sagen, dass Sie, wenn Sie eine ganze wilde Herde mit Jungtieren sehen, die so nah dran sind, Ihren Respekt zeigen und sich ans Fotografieren machen, trotz der Dunkelheit!

Aurélie Amiot

Aurélie Amiot ist eine Fotografin und Bloggerin, die sich auf Reisen spezialisiert hat. Im Juni 2013 veröffentlichte sie bei Eyrolles ein Buch namens „Photo Tips for Travelers“ (Fototipps für Reisende).
Ihr Blog: http://www.madame-oreille.com/blog
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