13.11.2013

Streetportraits

13.11.2013

Streetportraits

volkspark

Wer oder was ist eigentlich Berlin? 1000 Dörfer die eine Großstadt formen oder eben die ganze Welt in einer Stadt. Der versuch Berlin zu erklären ist von vornherein gescheitert, weil es schlicht und einfach nicht möglich ist.
Dennoch interessiert mich wer sich in den unterschiedlichsten Kiezen herumtreibt, wer diese Stadt zumindest mitkreiert. Rund einmal wöchentlich suche ich mir so ein Dörfchen aus, immer ein anderes, und spreche meine Mitbewohner auf der Straße an und frage sie, ob sie etwas Zeit und Lust haben sich fotografieren zu lassen und kurz zu plaudern.

xiaofan
Xiaofan; 25; Student;
Der Xiaofan macht gerade ein Austauschsemester in Berlin.
Der gebürtige Chinese hat sich recht schnell
in der Stadt zurechtgefunden, etwas kompliziert
und irreführend fand er die BVG zu beginn.
aber einmal verirrt, wurde ihm sofort weitergeholfen.
Er mag den Lifestyle hier, im Tiergarten joggen gehen,
und die Menschen: “I feel very welcome!”

Am Anfang war das auch nicht ganz einfach und hat mich einiges an Überwindung gekostet, vielleicht war das ganze auch eine Art Selbsttherapie 😉
Auf jeden Fall habe ich sehr schnell Gefallen daran gefunden fremde Menschen spontan anzusprechen, auch die Möglichkeit, dass man so Leute kennen lernt die oft nicht Teil des  persönlichen sozialen Umfelds sind.
Also ein bisschen Mut gehört dazu sich zu überwinden.
Was man vor allem auch beachten muss ist natürlich das Licht. Die unterschiedlichen Witterungen versprechen freilich nicht die gleichen fotografischen Ergebnisse.
Ich persönlich bevorzuge diffuse Lichtvoraussetzungen, ein leicht bewölkert Himmel, verwandelt sich dann quasi in eine riesige Softbox die gleichzeitug noch genug Sonnenlicht durchlässt. Somit erhält man fein ausgeleuchtete Gesichter.

bogomil
Bogomil; 69; Rentner;
“Ich bin 100% glücklich in Berlin! Es gibt Menschen
aus vielen Ländern hier, es kann ruhig sein und laut,
und es gibt keine Verbrechen, noch nicht.”
Der gebürtige Bulgare ist seit 1987 Berliner.
Einen Rat für alle jungen Zugereisten möchte
er unbedingt loswerden: “Die Sprache zu lernen
ist das Wichtigste!”

Wenn die Sonne scheint würde ich euch empfehlen am frühen Vormittag bzw. am späten Nachmittag los zuziehen um Menschen auf der Straße zu portraitieren, denn wenn die Sonne um die Mittagszeit ihren Zenit erreicht und wir direkt vertikal so zusagen ausgeleuchtet werden, ergeben sich unelegante Schlagschatten im Gesicht und lassen zusätzlich die Augen verschwinden.

ingrid
Ingrid; 73; Rentnerin;
Die Urberlinerin lebt seit jeher am Prenzlauer Berg und kurz mit ihr gequatscht, dreht es sich schon um die Wende.
“Nachher war’s schon besser, hier gab’s ja nur Plattenmilieu,
und der Ku’damm, die Gedächtniskirche und die vielen Museen
sind schon toll! Das war was! Theater is aber nich mehr, zu DDR-Zeiten hatte ich ein Jahresabo, jetzt kann ich’s mir höchstens einmal im Jahr leisten!”
Berlin ist aber ihre große Liebe, Urlaub – alles recht und schön,
aber nach drei Wochen unterwegs, muss die Ingrid wieder zurück!
“Das ist ein bestimmtes Gefühl, das ist unbeschreiblich, die Berliner sind auch besonders geprägt, haben zwar eine große Klappe, aber viel Herz und sind hilfsbereit! …und ja, auf Urlaub, da kann man sich schon mal Fremdschämen, denn anpassen is nich!”

Viel Spaß auf der Straße!!!

mogli092
Matthias; 28; Student;
An Berlin mag der Matthias den Puls und die Bewegung, das Spiel
und die ehrliche Maskerade. Was ihm weniger gefällt, ist das Wüten
der Gentrifizierung, doch da möchte er auch gleich vorsichtig sein,
denn er ist auch, wie er sagt, nur einer der Hergezogenen.
Und dennoch hat er hier stets das Gefühl, mit Warmherzigkeit aufgenommen zu werden.
“So ist das halt.”

Florian Reischauer

Florian Reischauer lebt und arbeitet als Fotograf seit 2007 in Berlin. Pieces of Berlin, ein Blog über den Berliner Alltag, ist eines seiner Hauptprojekte.
Portfolio: www.florianreischauer.com
Blog: www.piecesofberlin.com
Facebook: www.facebook.com/Pieces.of.Berlin
Twitter: @piecesofberlin

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