06.10.2015

Kulinarische Fotografie: Bringen Sie sich ins Bild.

06.10.2015

Kulinarische Fotografie: Bringen Sie sich ins Bild.

Eine Hand, die nach einem Muffin greift, ein voller Löffel, der kurz davor ist, probiert zu werden, Gebäck in Ihrer Hand… all diese Szenen, die die Anwesenheit einer Person andeuten, bringen Leben in ansonsten sehr mondäne Essensbilder. Die Präsenz einer Person in der Aufnahme wird ihr sofort ein anderes Gefühl und mehr Wärme und Energie verleihen.

Sie können diese Art von Präsenz auf verschiedene Weisen auf dem Foto andeuten. Dies ist nicht immer einfach, wenn der Fotograf auch vor der Kamera stehen muss.
Sie brauchen das unverzichtbare Accessoire: das Stativ. Wenn Sie keinen anderen Nutzen dafür haben, gibt es keinen Grund, in ein teures Stativ zu investieren. Ohne ein Stativ sind die Optionen, sich selbst auf Ihren Fotos abzubilden, sehr begrenzt.

Ein Fernauslöser ist auch sehr zu empfehlen, aber er ist nicht unbedingt ein Muss (obwohl er Ihnen in manchen Situationen eine große Hilfe sein wird). Mit ihm können Sie aus der Ferne fotografieren ohne sich vom Fleck rühren zu müssen. Wenn Sie keinen Fernauslöser haben, können Sie den Timer an Ihrer Kamera verwenden. Dann haben Sie ein paar Sekunden, um sich wieder richtig hinzustellen, bevor das Foto gemacht wird.

Die Methode, die Sie einsetzen, um sich auf dem Foto abzubilden, variiert je nach dem, was Sie erzielen wollen. Natürlich brauchen Sie bei einem Bild, auf dem Ihre Hände im Hintergrund abgebildet sind, nicht die gleiche Technik wie wenn Sie ein Selbstporträt machen.
Hier möchte ich Ihnen einige verschiedene Anordnungen zeigen und erklären, wie ich es geschafft habe, alle Aufnahmen selbst zu machen.

– Andeuten der Präsenz einer Person im Hintergrund
Wenn Sie einfach Ihre Präsenz ins Foto einbringen möchten, empfehle ich Ihnen, Ihre Hände in den Hintergrund Ihrer Aufnahme zu legen. Warum? Weil Sie sich dann keine Sorgen darüber machen müssen, Ihre Hände zu fokussieren.

Foto1
Die Platzierung ist einfach: Stellen Sie Ihre Kamera so auf, wie Sie den Bildaufbau haben möchten. Denken Sie darüber nach, wie Sie Ihre Hände in das Bild einbringen möchten. Passen Sie die Aufnahme so an, dass der Fokus auf der Speise liegt, die Sie fotografieren.
Dann müssen Sie einfach den Timer auf Ihrer Kamera drücken (oder Ihren Fernauslöser benutzen) und sich selbst in den Hintergrund einbringen und warten, dass das Foto gemacht wird.

Sie können sich beim Essen zeigen, beim Zubereiten der Speisen, beim Decken des Tischs, je nach der Geschichte, die Sie erzählen möchten. Spielen Sie mit der Tiefenschärfe, um Ihren Hintergrund schärfer oder unschärfer zu machen, und so gelangen auch Ihre Hände in oder aus dem Fokus.

– Lassen Sie den Betrachter Ihren Platz einnehmen

Eine andere Technik besteht darin, die Person, die Ihr Foto sehen wird, Ihren Platz einnehmen zu lassen. Das heißt, dass Sie das Foto wie üblich von hinter der Kamera aus machen und Ihre beiden Arme so auf die Seiten des Stativs legen, dass sie unten im Bild abgebildet sind, siehe die Beispiele unten.

Foto2

Um diese Art von Foto zu machen, stellen Sie Ihre Kamera auf das Stativ. Machen Sie mit Ihrer rechten Hand das Foto. Halten Sie mit Ihrer linken Hand das Objekt, das Sie fotografieren.

Vermeiden Sie soweit möglich Schichtebenen. Bewegen Sie wenn möglich die Elemente Ihrer Dekoration, um das Bild einfacher erkennbar zu machen. Wählen Sie eine große Blendenöffnung (wenig Tiefenschärfe), damit Sie Ihr Motiv wirklich vom Hintergrund abheben können. Und zum Schluss neigen Sie Ihre Kamera um 30°, um den Eindruck einer „Projektion“ zu verstärken und Ihre Szene natürlich aussehen zu lassen, als ob Sie am Tisch sitzen würden.

Sie können diese Ansicht ohne Stativ erzielen, wenn Sie eine kleine Kamera haben. Mit einer Spiegelreflexkamera ist dies viel kniffliger, aber machbar. Alle Fotos oben wurden auf diese Weise gemacht.

– Versuchen Sie, eine Aufnahme von oben zu machen.

Von oben gemachte Fotos sind wirklich schön, und Sie können dabei leicht eine Hand in die Szene einbringen.
Um Aufnahmen wie diese zu machen, brauchen Sie ein Stativ, mit dem Sie Ihre Kamera parallel zum Boden ausrichten können, und Sie brauchen einen Fernauslöser.

Foto3

Diese Aufnahmen sind auch ganz einfach vorzubereiten.
Richten Sie die Kamera so aus, dass der gewünschte Bildausschnitt abgebildet wird und Ihre Hände im Bild sind. Prüfen Sie das Blenden-/Zeitverhältnis.
Stellen Sie den Fokus auf das Objekt ein, das scharf abgebildet werden soll. Machen Sie ein Foto ohne sich selbst drauf, um zu sehen, ob Ihnen die Aufnahme gefällt.
Stellen Sie Ihren Fernauslöser in den Verzögern-Modus. Klicken Sie und legen Sie dann Ihre Hände in die Szene und warten Sie, bis die Kamera die Aufnahme gemacht hat.

Sehen Sie sich die Ergebnisse an und passen Sie bei Bedarf den Bildausschnitt oder die Position Ihrer Hände an, damit das Bild Ihren Erwartungen entspricht.
Auf den obigen Beispielen (von links nach rechts) war das Gratingericht das fokussierte Objekt (ich musste nur in der letzten Minute noch meine Hände an die Seiten halten), dann das Huhn (den Pinsel hab ich später eingefügt), dann die Waffel (dieses Foto hab ich mit der Hand gemacht).

– Legen Sie Ihre Hände in den Vordergrund

Wie beim vorherigen Punkt ist die Ansicht eher klassisch und Sie bringen Ihre Hände in den Vordergrund ein.
Machen Sie etwas mit Ihren Händen, um eine Atmosphäre zu schaffen oder eine Geschichte zu erzählen.

Foto4

Auf dem Foto links habe ich mich in die Szene eingebracht, um die Lasagne zu schneiden und zu zeigen, dass es Zeit ist, sich an den Tisch zu setzen. Auf dem Foto rechts schuf ich eine entspannte Atmosphäre mit Appetithäppchen und einem Cocktail vor dem Dinner. Sie können sehen, wie eine meiner Hände einen Zahnstocher hält (dieser ist im Fokus) und meine andere Hand hält ein Glas.

– Fotografieren Sie eine Stufe der Vorbereitung
Eventuell möchten Sie eine Vorbereitungsstufe des Rezepts, das Sie zubereiten, fotografieren. Dies macht die Ausführung etwas komplizierter. Tatsächlich müssen Sie diese Aufnahme blind machen. Einige Bilder werden etwas simpler sein, siehe unten. Ich habe meine Windbeutel vorbereitet und den Fokus im Voraus eingestellt. Ich habe die Verzögern-Funktion benutzt. Nach dem Klicken begann ich, einen Windbeutel zu füllen und dank der Verzögerung wurde das Foto mittendrin gemacht. Achten Sie auf das richtige Tempo, damit die Handlung deutlich erkennbar und keine Bewegung in Ihrer Aufnahme ist.

Foto5

Andere Fotos können aber viel komplizierter sein und mehrere Aufnahmen erfordern, bis Sie das gewünschte Bild erhalten. Das ist zum Beispiel auf dem Foto unten der Fall.

Foto6

Warum ist das schwerer? Während Sie hinter der Kamera sind und Einstellungen anpassen, sind Ihre Hände und das Motiv des Fotos (in diesem Fall die Passionsfrucht) nicht hinter der Kamera. Sie passen die Kameraeinstellungen also blind an.
Entgegen Ihrer Erwartung müssen Sie den automatischen Fokus beibehalten. Die Idee ist, den Kollimator an der Stelle zu platzieren, an der Sie Ihre Hände haben werden. Legen Sie dort als Hilfe einen Gegenstand hin.
Stellen Sie sich vor die Kamera, wählen Sie die Verzögern-Funktion, klicken Sie und verharren Sie dann in der gewünschten Pose. Bei dieser Art von Foto mache ich immer Fotos vom Anfang des Arbeitsschritts, denn wenn der Arbeitsschritt abgeschlossen ist, ist es zu spät für Fotos davon.
Dieses Foto wird einige Testaufnahmen erfordern. Manchmal haben Sie aber auch Glück und die erste Aufnahme ist die passende! 😉

– Ihre Hände, das einzige Motiv

Machen Sie sich frei vom klassischen Bildaufbau und benutzen Sie Ihre Hände zum Halten des Gerichts oder der Zutaten. Sie können Ihren Körper als Hintergrund benutzen.

Foto7

Von allen erwähnten Punkte ist dies der komplizierteste, den Sie allein erreichen können. Sie müssen die Aufnahme per Fernauslöser machen, ohne das Bild durch den Viewer noch mal prüfen zu können, ohne genau zu wissen, wo Sie im Bildausschnitt sind, ob Sie zu weit weg oder zu nah sind oder ob sich der Kollimator genau an der gewünschten Stelle befindet…
Wie funktioniert das also?
Stellen Sie einen Gegenstand (eine Stehlampe ist ideal) an die Stelle, an der Sie stehen wollen.
Stellen Sie sich genau daneben und nehmen Sie die gewünschte Pose an. Kleben Sie ein Stück Klebeband oder eine Haftnotiz auf die Lampe, um die Höhe Ihrer Hände zu markieren.
So können Sie die Einstellungen Ihrer Kamera einfacher anpassen. Sie können auch den Kolllimator an die Markierung stellen. Behalten Sie den automatischen Fokus bei.
Sie müssen sich nur an die gleiche Stelle wie die Stehlampe stellen und fotografieren. Noch einmal, behalten Sie den automatischen Fokus bei.

Ein letzter Tipp für Frauen, und vielleicht auch für Männer.
Achten Sie darauf, dass Ihre Hände sauber sind (es sei denn, Sie machen ein Foto davon, wie Sie gerade Teig ausrollen, in dem Fall sind Ihre Hände natürlich voller Teig ), und Ihre Nägel sollten auch sauber sein.
Frauen können eventuell Nagellack tragen, um noch etwas zusätzliche Farbe reinzubringen. Achten Sie aber darauf, passende Farben für Ihre Szene zu tragen, damit die Farben sich nicht beißen.

Foto8

Foto9

 

chefNini

Unter dem Pseudonym chefNini schreibt Virginie seit Februar 2008 auf ihrem gleichnamigen kulinarischen Blog. Dort teilt sie ihre Rezepte, Fachartikel, Einkaufsratgeber und Testprodukte.
Seit 2011 bietet sie kreative Dienstleistungen rund um Fotografie, Gestaltung und Kulinarik an.
Sie hat ein Buch über Food-Fotografie geschrieben, das bei Pearson erschienen ist, sowie einen Kochalmanach, der von Editions 365 veröffentlicht wurde.

Blog: http://www.chefnini.com
Portfolio: http://virginiefouquet.com/
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