14.05.2014

Little She.

14.05.2014

Little She.

Die Hauptfigur in vielen meiner Illustrationen ist das kleine Monster. Im letzten Jahr schrieb ich hier bei Manfrotto Imagine More einen Artikel darüber, wie die Figur ihren Anfang fand, was sie ausmacht und welche Geschichten sie in ihren Bildern erzählt. Ein bisschen frech, mit Schalk im Nacken und ganz häufig mit einem Augenzwinkern. Im Laufe des letzten Jahres veränderte sich das kleine Monster immer wieder in seinem Aussehen. Mal hatte es große, schiefe Augen, mal schaute es ernst, mal grinste es verschmitzt, aber es blieb doch immer das, was es war, eine kleine runde Kugel mit zwei spitzen Ohren und zwei kurzen Beinen.

Im letzten Winter entwickelte sich im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Instagramer Eric @littlecoal ganz unerwartet eine neue, zweite Figur. Ich hatte damals die Idee, eins von Erics großartigen Bildern in meinem Stil und mit meinen Materialien nachzustellen und es war klar, dass das kleine Monster hier nicht passt. So zeichnete ich mit ein paar einfachen Strichen die Figur eines kleinen Jungen, schnitt diese vorsichtig mit einer Schere aus und fügte sie in die Szene ein.

Aus dem kleinen Jungen wurde ganz schnell ein kleines Mädchen und ich fand plötzlich Gefallen an den neuen Möglichkeiten und dem neuen Ausdruck, den ich mit dieser Figur umsetzen konnte.  Auch wenn der Unterschied fast minimal ist, so hatte ich doch plötzlich eine Figur mit einem Körper. Für die Umsetzung so mancher Illustrationsidee war das für mich und meine recht begrenzten zeichnerischen Möglichkeiten ein entscheidender Vorteil. Allein die Frage, wo  eigentlich bei dem Monster, das im Grunde genommen nur aus Kopf besteht, die Arme sitzen, hat mich so manches Mal verzweifeln lassen. Und so taucht diese neue Figur, der ich den Namen Little She gab, immer öfter als feste Figur in meiner Galerie auf.

Im Gegensatz zum kleinen Monster ist Little She das träumerische, magische und manchmal ein bisschen verzauberte Element in meinen Illustrationen. Etwas für Mädchenherzen vielleicht. Eine Figur, die ganz neue Assoziationen birgt und somit auch neue Geschichten mit sich bringt.

Gestalte ich ein neues Bild, habe ich also eine neue Idee oder Assoziation, dann weiß ich bereits gleich zu Beginn meiner Arbeit, welche Figur zu der jeweiligen Geschichte des Bildes gehört. Das ist nichts Willkürliches oder etwas, wofür ich mich entscheiden müsste. Beide Figuren stehen für zwei so unterschiedliche innere Anteile von mir, sodass beide einen ganz festen Platz und eine ganz eindeutige Zuordnung in meinen Illustrationen haben.

Ein einziges Bild gibt es, in dem sich beide Figuren begegnen, das kleine Monster und das kleine Mädchen. Die Idee dazu entstand nach einem  Gespräch mit einem Freund über meine inneren Anteile und wie ich diese in meinen Illustrationen umsetze. Für mich ganz persönlich ist es eins der wunderbarsten Bilder, weil es so viel von mir und meinem Blick auf die Welt zeigt. Es ist wie die Zusammenführung beider unterschiedlicher Anteile – schaue ich es mir an, dann bringt es mich zum Schmunzeln und ich denke: Ja, passt!

both sides

Kerstin Hiestermann
Lehrerin, Illustratorin und Fotografin aus Hannover, Deutschland

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