03.09.2014

Faszination mobile Fotografie

03.09.2014

Faszination mobile Fotografie

Von den vielfältigen Genres innerhalb der Fotografie hat mich frühzeitig die Architekturfotografie am meisten fasziniert.

Faszination mobile Fotografie

Bereits während meines Bauingenieurstudiums in den 90ern habe ich architektonische Details und grafische Elemente an Bauwerken unserer Städte fotografiert. Das damals noch analoge Filmmaterial entwickelte ich anschliessend häufig selbst und belichtete auch die gewünschten Abzüge.

Zur digitalen Fotografie kam ich während meiner mehrjährigen Aufenthalte in Hamburg und insbesondere in Berlin. Die zahllosen Baustellen und das sehr heterogene architektonische Umfeld aus der Ost- & West-Ära sowie aus verschiedensten Kulturepochen waren perfekt dazu geeignet, meinem Faible zu frönen und an meinem Stil zu arbeiten.

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Anfänglich benutzte ich Flickr, um meine Bilder einem grösseren Publikum zu präsentieren. Jedoch empfand ich Flickr und weitere klassische 2.0-Fotografieportale stets als überfrachtet, wenig performant und anonym. Auch die jüngsten Versuche dieser Services, durch zeitgemässe mobile Anwendungen verlorenes Terrain bei den Anwendern gut zu machen, hat mich bis dato nicht überzeugt. Die für mein Empfinden ungenügende Usability und komplizierten Workflows komplettierten bis dato das unvorteilhafte Nutzererlebnis.

Umso erfreuter war ich, als ich im Dezember 2010 Instagram entdeckte und meinen Account startete. Seitdem ist Instagram der primäre Publikationskanal für meine Fotografie, daneben nutze ich jedoch weitere Netzwerke, um dem interessierten Betrachter meine Fotografie auch ausserhalb von IG zugänglich zu machen.

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An Instagram fasziniert mich das 1:1-Verhältnis zwischen Fotograf und Betrachter, denn das Bild wird von dem Smartphone in meiner Hand auf das Smartphone in der Hand des Betrachters gesendet. Für mich ist das ein sehr persönlicher Prozess, der mir viel bedeutet und zudem die Entstehung neuer Freundschaften fördert.

Das Prinzip des „Folgens“, welches ein wesentliches Merkmal von EyeEm und Instagram ist, wird auf vielen Social Media Plattformen angewandt. Twitter, Google+, Facebook oder auch tumblr sind prominente Beispiele dafür. Doch häufig kommt es dort zu Verständnisschwierigkeiten, wenn der Absender Portugiesisch, Japanisch oder Finnisch spricht. Bei expliziten Foto-Communities ist das nicht der Fall, dort sprechen die User durch ihre Bilder. Die mobile Fotografie auf Instagram oder EyeEM überwindet jegliche Sprachbarrieren und offenbarte mir die Existenz vollkommen unterschiedlicher Bildsprachen auf den verschiedenen Kontinenten. Dieser Umstand war mir zuvor natürlich bewusst, ist mir aber erst durch diese Foto-Plattformen in aller Deutlichkeit vor Augen geführt worden. Wenn man die Bildästhetiken vieler Nutzer aus Asien, Südamerika und bspw. Nordeuropa betrachtet, könnten sie verschiedener kaum sein.

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Instagram macht mir auf bemerkenswert einfache Art und Weise die emotionalen Zustände der User sichtbar: Was bewegt sie, woran denken sie, was wünschen sie sich, welche Sehnsüchte haben sie. Und das sowohl zu allgemeinen Anlässen wie beispielsweise Weihnachten, Ostern, Valentinstag, große Sportereignisse, als auch im privaten Rahmen wie Hochzeit, Geburtstag, Geburt, Trauerfall, Urlaub oder Konsumverhalten. Insofern ist Instagram ein tolles „Realtime Monitoring Tool“ um zu beobachten, was die Leute gerade beschäftigt.

Doch zurück zur Architektur… Natürlich ist jedem Gebäude ein bestimmter Verwendungszweck zugedacht, denn Menschen leben, arbeiten, studieren darin, treiben Sport, musizieren oder erholen sich, kaufen in ihm ein oder nutzen es als Station, um von A nach B zu gelangen.

Dieser Verwendungszweck bestimmt maßgeblich das Design des Bauwerks. Aber ich möchte in meinen Bildern nicht die funktionalen Vorzüge und Potentiale eines Gebäudes betonen, wie es der Bauträger von einem Architekturfotografen häufig erwartet, sondern die ästhetischen Feinheiten und die Schönheit konstruktiver Details herausarbeiten, die uns Bewohnern urbaner Ballungsräume im Alltag manchmal verborgen bleiben.

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Diese Details bestimmen das Erscheinungsbild unserer Lebensräume und stellen für mich eine Art Alphabet der Stadt dar, das ich in meinen Fotos erkunden und in meiner eigenen Bildsprache darstellen möchte. Dabei versuche ich stets, einen zu hohen Abstraktionsgrad zu vermeiden und dem Betrachter innerhalb des Bildes Größenverhältnisse an die Hand zu geben, die ihm eine Einordnung des Motivs ermöglichen.

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Rückblickend kann ich sagen, dass das Arbeiten mit Instagram meinen Stil verfeinert hat und ihn permanent weiter entwickelt. Doch zu meiner Arbeitsweise mehr im nächsten Beitrag.

Sebastian Weiss

Er arbeitet als Kreativer in der Internetwirtschaft und ist als Fotokolumnist für AD Architectural Digest Germany tätig.

Instagram: http://instagram.com/le_blanc
EyeEM: http://www.eyeem.com/leblanc
Behance: https://www.behance.net/leblanc
Tumblr: http://leblanccom.tumblr.com
Twitter: http://www.twitter.com/helloleblanc

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